Geheimnisvolles Bernau: Erstaunliche Entdeckungen und Einblicke
Hobby-Historiker | |
Dr. Richard Hinderlich | |
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Bootfahren im Zentrum?
Stand: November 2023
Bootfahren mitten in der mittelalterlichen Altstadt? In Bernau muss das lange Zeit gang und gäbe gewesen sein.
„Im Gebiet um die heutige Bürgermeisterstraße und Berliner Straße gab es früher einen See. Als dort ein Haus gebaut wurde, fand man im Boden noch einen Anlegesteg mit einem angebundenen Boot“, überrascht Dr. Richard Hinderlich. Der frühere Geschichtslehrer und langjährige Vorsitzende der örtlichen „Urania“ hat es sich zu einer seiner Aufgaben gemacht, in Bernau nach geheimnisvollen Orten zu fahnden.
Panke und Bier
„Unter fast der gesamten Altstadt floss die Panke. Diese hatte dort einen See gebildet. Der weitere Effekt war, dass die wenigsten Häuser unterkellert werden konnten. Eine Ausnahme bildete die Brauerstraße. Dies war die Voraussetzung, dass wir hier so eine große Biertradition entwickeln konnten“, wartet Dr. Hinderlich schon wieder mit einer
interessanten Information auf. Dazu passt die Entstehungsgeschichte um die Klementstraße. „Diese geht auf einen Handwerker zurück. Er gewann Kollegen dafür, dort Häuser zu bauen, die dann vermietet oder verkauft wurden. Dazu brauchte es eine Straße“, verblüfft der Hobby-Historiker weiter.
Dabei kann er auf einen großen „Schatz“ bauen: „Ich war mit Rudolf Bügel befreundet, den viele noch als ‚Bernauer Original‘ kennen. Er wirkte hier vor der Wende als Museumschef. Von ihm erfuhr ich viele Details, die später untergingen“, erklärt der heute
81-jährige Bernauer.
Liebe im Lehrerzimmer
Der spätere Lehrer kam über Umwege in den Barnim. Er stammt aus Český Krumlov im heutigen Tschechien unweit von Budweis. Die Familie landete nach dem Krieg in Lehnin, wo der spätere Geschichtsforscher aufwuchs. Er studierte in Dresden Pädagogik. In diesem Fach promovierte er.
„Von dort aus wurde ich nach Bernau an die ‚EOS‘ zum Unterrichten gesandt“, blickt er
weiter zurück. Das war ein überaus glücklicher Zufall. Schließlich funkte es schon bald im Lehrerzimmer zwischen ihm und einer hübschen Lehrerkollegin. Dies führte das Paar umgehend an den Traualtar. Dabei teilen er und Ingrid Hinderlich die Leidenschaft für Geschichte.
Vom Buchladen zur Urania
So war die Bernauerin im
Museumsbeirat und verfasste mit „Pika Pika unterwegs“ Hefte, in denen Grundschulkinder zurück in die Vergangenheit ihrer Stadt blicken konnten. Später habilitierte der Ehemann in Philosophie als weiterem Fach. Viele kennen den vielseitigen Wissenschaftler von der „Bernauer Bücherstube“. Dieses Geschäft in zentraler Lage betrieb er von 1995 bis 2008. Dies brachte ihn zur
„Urania“: „Ich wurde eingeladen, Bücher vorzustellen. Das machte mir großen Spaß. Schließlich wurde ich Mitglied und später Vorsitzender. Dies war von 2010 bis 2018 und dann noch einmal von 2020 bis 2022“, zählt er auf.
Seitdem hat die Linken-Politikerin Dr. Hildegard Bossmann das „Ruder“ bei der „Urania“ übernommen.
Falscher „Zickenschulze“
Viele erfreuen sich an der Skulptur „Zickenschulze“ im Goethepark. „Diese stammt von Friedrich Schötschel, der in Biesenthal zuhause war. Er hat die Figur allerdings ‚Mann mit Ziege‘ genannt. Damals hielten viele diese Tiere, da
Essen knapp war. Das Couplet ‚Zickenschulze aus Bernau‘ war sehr beliebt, hat jedoch mit dieser Skulptur nichts zu tun“, tritt Dr. Hinderlich einem sehr weitverbreiteten Irrtum entgegen.
Ungeschriebenes Wissen
Das Ehepaar Ingrid Hinderlich und Dr. Richard Hinderlich hat natürlich noch viel mehr „Geheimnisse aus der Geschichte“ auf Lager. Obwohl für sie Internet und Computer wichtige Hilfsmittel und keinesfalls hinderlich sind, haben sie allerdings leider ihr großes Wissen für die Nachwelt noch nicht aufgeschrieben.
Dabei läge es gerade für Dr.
Richard Hinderlich als früheren Buchhändler nahe, seine erforschten Geheimnisse per Buch weiterzutragen.